Durch den Überfall der palästinensischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und die anschließende Invasion der israelischen Armee in den Gazastreifen ist eine erbitterte und folgenreiche kriegerische Auseinandersetzung mit vielen Opfern geworden, die zu heftigen politischen und gesellschaftlichen Reaktionen weltweit geführt hat. Die Medien haben diesem Konflikt eine überragende Bedeutung eingeräumt. Sie bestimmen weitgehend, wie wir den Konflikt wahrnehmen, bewerten und auf welcher Seite wir Partei ergreifen. Die emotionalisierende und oft parteiische Berichterstattung vor allem durch die Bilder verstellt den Blick auf die komplexe Struktur dieses Konflikts, der vor mehr als hundert Jahren entstand. Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches am Ende des 1. Weltkrieges suchte der Völkerbund nach einer neuen Ordnung in der Region. Eine pan-arabische und eine zionistische Nationalbewegung stießen aufeinander. Die Interessen der europäischen Mandatsmächte haben den Konflikt erweitert, europäischer Faschismus, Nationalsozialismus und die Schoah haben ihn verschärft. Nach 1945 wurde er internationalisiert, indem die ursprüngliche regionale Auseinandersetzung Teil des weltweiten Ost-West- und des Nord-Süd-Konflikts wurde. Eine geopolitische und geschichtliche Analyse wird die unterschiedlichen Dimensionen, einschließlich der religiösen, rechtlichen und psychologischen, aber auch die vielfältigen Instrumentalisierungen dieses Konfliktes im veränderten Rahmen des eigentlichen Nahostkonflikts zwischen Sunniten und Schiiten sichtbar machen müssen, um eine umfassendere Wahrnehmung, eine gerechtere Beurteilung und eine Erfolg versprechende Friedenssuche zu ermöglichen.