Wie kann man das historische Saarlouis mit futuristisch anmutenden Mixed-Reality-Brillen erleben? Mit 5G-Mobilfunk die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen? Oder Mitarbeiter der Stadtwerke im Außeneinsatz schnell und einfach mit allen relevanten Informationen zum Stromnetz versorgen? Mit all diesen Fragen beschäftigte sich in den vergangenen drei Jahren das Team des Forschungsprojekts „5G-SLS“, dem einzigen saarländischen Vorhaben im Rahmen des vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr geförderten 5G-Innovationswettbewerbs. Die vier Projektpartner Kreisstadt Saarlouis, Stadtwerke Saarlouis, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und Hochschule für Technik und Wirtschaft Saar (htw saar) setzten dabei gemeinsam Pilotprojekte in den Bereichen Tourismus, Energie und Verkehr um, die die Möglichkeiten des neuen Mobilfunkstandards in einer Smart City demonstrieren.
Text: Stadtwerke Saarlouis Fotos: Niklas Rink, Sascha Schmidt
Zum Projektabschluss am 19.02.2025 konnte Dr. Ralf Levacher, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Saarlouis GmbH, neben Oberbürgermeister Marc Speicher, Bürgermeister Carsten Quirin und dem Beigeordneten Gerald Purucker rund 80 Teilnehmer aus Ministerien, Kommunalpolitik und Stadtverwaltungen, Tourismus, Energiewirtschaft, den beteiligten Unternehmen sowie dem Projektteam begrüßen. „Mit den Ergebnissen des 5G-Forschungsprojekts ist Saarlouis nun einen weiteren Schritt in Richtung digitale Daseinsvorsorge gegangen und bietet den Saarlouiser Bürgerinnen und Bürgern, der Feuerwehr, sowie uns als Versorger heute schon einen enormen Mehrwert, den wir Ihnen hier vorstellen möchten,“ so Dr. Ralf Levacher.
Weitere Grußworte übernahmen Gerald Purucker (Beigeordneter der Kreisstadt Saarlouis), Prof. Dr. Antonio Krüger (CEO und Scientific Director DFKI) und Prof. Dr. Horst Wieker (Leiter der Forschungsgruppe für Verkehrstelematik an der htw saar).
Nach der Begrüßung wurde das Projekt im Detail vorgestellt. Jörg Rink von den Stadtwerken übernahm dabei die Moderation und führte durch die Vorstellung der in den drei Teilprojekten Tourismus, Energie und Verkehr umgesetzten Anwendungsfälle.
In den Bereichen Tourismus und Energie wurden Mixed-Reality-Anwendungen für die HoloLens 2 von Microsoft entwickelt. Durch diese Brille sieht man die reale Umgebung, in welche aktive Elemente wie Hologramme von historischen Bauwerken oder Leitungsverläufe der Stromkabel eingeblendet werden können. Mithilfe dieser Mixed-Reality-Technologie konnte im Teilprojekt Tourismus eine neue Stadtführung angeboten werden, die eine 3D-Zeitreise in die Saarlouiser Vergangenheit ermöglicht. Bei den Touren, die in Kleingruppen stattfinden und immer von einem Stadtführer begleitet werden, können die Teilnehmer Modelle historischer Bauwerke an ihrem ursprünglichen Standort und in Originalgröße erleben und begehen. Auf diese Art und Weise wird zum Beispiel das heute nicht mehr existierende Französische Tor auf dem Kleinen Markt wieder lebendig.
Die gleiche Technologie bietet auch einen großen Mehrwert für die Mitarbeiter der Stadtwerke im Außeneinsatz. Statt auf Plänen die Leitungsverläufe von Stromkabeln abzulesen, sind diese direkt auf der HoloLens 2 hinterlegt und der Monteur kann sich mit freien Händen in der Stadt bewegen. Ergänzend dazu können auch weitere Informationen wie Verlegejahr, Kabeltyp oder Live-Daten der aktuellen Strombelastung abgelesen werden.
Im Teilprojekt Verkehr wurden im Rahmen von 5G-SLS gleich vier verschiedene Anwendungsfälle umgesetzt, die die Anwendungsmöglichkeiten der 5G-Mobilfunkgeneration in einer Smart City demonstrieren: An der Kreuzung Helmut-Kohl-Straße – Im Rayon, einem der Unfallschwerpunkte der Kreisstadt, wurde eine Kollisionswarnanlage zum Schutz von Radfahrern beim Rechtsabbiegen umgesetzt. Eine Kamera beobachtet dazu mithilfe künstlicher Intelligenz Radweg und Fahrspuren und kann verschiedene Verkehrsteilnehmer unterscheiden. Nähern sich ein Kraftfahrzeug und ein Radfahrer gleichzeitig, wird über die im Boden eingelassen Lampen und den Signalgeber am Mast eine Warnung an die Fahrzeugführer ausgegeben.
Die Vorrangschaltung für Rettungsfahrzeuge an der Kreuzung Lisdorfer-Straße – Walter-Bloch-Straße erhöht dagegen die Sicherheit der Freiwilligen Feuerwehr bei Einsatzfahrten: Die in den Feuerwehrautos verbauten On-Board-Units (OBUs) übermitteln die Position über Mobilfunk an den Verkehrsrechner, der die Ampel für das Einsatzfahrzeug auf Grün schaltet und so ein sicheres und schnelles Überqueren der Kreuzung ermöglicht. In Zukunft kann dieses System auf weitere Kreuzungen und andere Rettungsdienste ausgeweitet werden.
Sichtbarstes Zeichen des Projekts in der Saarlouiser Innenstadt das neue, smarte Parkleitsystem. Über 5 große LED-Schilder an den Hauptzufahrtsstraßen und insgesamt 18 LED-Schildern im Bereich des inneren Rings werden die Verkehrsteilnehmer übersichtlich und aktuell über freie Parkplätze informiert, um den Parksuchverkehr zu reduzieren und die Innenstadt zu entlasten. Das gesamte System kommuniziert über 5G-Mobilfunk und die Stromversorgung wurde weitgehend mittels vorhandener Stromanschlüsse bzw. PV- und Akkulösungen realisiert, so dass zukünftig flexibel auf städtebauliche Veränderungen reagiert werden kann.
Nach der Konzeptvorstellung wurde das neue Parkleitsystem durch Oberbürgermeister Marc Speicher, Bürgermeister Carsten Quirin, Beigeordneter Gerald Purucker, Dr. Ralf Levacher, Helmut Bier, Bundestagsabgeordneter Oliver Luksic, Prof. Dr. Antonio Krüger und Prof. Dr. Horst Wieker in Betrieb genommen.
Im Anwendungsfall Smarte Beleuchtung wurden an insgesamt 3 Stellen neue, energieeffiziente LED-Lampen installiert: auf dem Großen Markt, am Saaraltarm und der Skateranlage in den Fliesen. Am Saaraltarm wird das Licht zwischen 22:00 und 06:00 Uhr gedimmt. Sobald Passanten hier unterwegs sind, werden sie über Bewegungsmelder in den Leuchten registriert und die Helligkeit erhöht. Auch die Feuerwehr und die Ortspolizeibehörde können die Helligkeit am Saaraltarm und dem Großen Markt bei Rettungseinsätzen oder Volksfesten erhöhen. Am Sportpark in den Fliesen, der in einer Grundhelligkeit ausgeleuchtet wird, haben Sportler dagegen selbst die Möglichkeit, eine hellere Ausleuchtung zu aktivieren.
Dies ist über die im Rahmen des Projekts entwickelte Web-App www.my-saarlouis.de möglich. Diese bietet außerdem die Möglichkeit, online die Belegungsdaten der in das Parkleitsystem integrierten Parkplätze einzusehen und weitere Informationen wie Parkgebühren und Sonderstellplätze abzurufen.
Im Anschluss an die Präsentationen im Gebäude der Stadtwerke hatten die Teilnehmer des Projektabschlusses dann die Möglichkeit, dass zuvor Vorgestellte in der Praxis zu betrachten und selbst zu testen. Auf zwei Busgruppen aufgeteilt fuhren sie die folgenden Stationen an: Ludwigkirche (Tourismus), Trafostation Rathaus (Energie), Feuerwache Innenstadt (Vorrangschaltung), Skaterpark in den Fliesen (Smarte Beleuchtung und Nutzersteuerung) und die Kreuzung Helmut-Kohl-Straße – Im Rayon (Kollisionswarnanlage). Während der Fahrt passierte die Busse zudem die neuen LED-Hinweisschilder des Parkleitsystems und die integrierten Parkplätze.