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Historisch gewachsene Ungerechtigkeit-Aufwertung der Care-Berufe ist längst überfällig!

Eine größere Wertschätzung von gesellschaftlich unverzichtbarer Arbeit in Form von angemessener Bezahlung, diskriminierungsfreien Arbeitsbewertungen und guten Rahmenbedingungen ist schon sehr lange überfällig.

Die Coronavirus-Pandemie zeigt uns sehr deutlich worauf es in unserer Gesellschaft ankommt. Es ist unbedingt notwendig alle diejenigen zu stärken, die in den Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Kindertageseinrichtungen arbeiten, Menschen die unsere Gesellschaft in dieser besonderen Zeit am Leben halten.

Welch hohen Wert diese Arbeit für unsere Gesellschaft hat macht die aktuelle Lage sehr deutlich. Alle die oben genannten Berufe begegnen uns in unserem gesamten Lebenszyklus immer wieder, ohne sie würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren, in dieser Ausnahmesituation erst recht nicht. Sie werden jetzt dringend gebraucht und benötigen all unsere Unterstützung und Wertschätzung.

Wertschätzung zeigt sich aber nicht nur in einem dankenden Blick, anerkennenden Worten oder im öffentlichen Beifall klatschen. Wertschätzung bedeutet auch eine faire und angemessene Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen. Dies schließt eine gute personelle Ausstattung ebenso ein, wie gute Regelungen zur Arbeitszeit, eine bestmögliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf (gerade auch im Schichtdienst), Weiterbildungsangebote und Aufstiegsmöglichkeiten, auch für Beschäftigte mit Familienpflichten. Care -Arbeit muss attraktiv und lukrativ sein.

Was ist uns als Gesellschaft die Arbeit in den Berufsfeldern der sozialen Arbeit, Gesundheit und Pflege und in der Erziehung wert? In diesen Berufen sind überdurchschnittlich viele Frauen tätig. Für ihre qualifizierten und oft auch lebenswichtigen Leistungen werden sie nicht angemessen bezahlt. Für alle diese Berufe gilt „Viel Dienst-wenig Verdienst!“ Eine historisch gewachsene Ungerechtigkeit, die zu einer systematischen Unterbewertung sogenannter Frauentypischer Berufe führte, ist mitverantwortlich für diese fortdauernde Entgeltdiskriminierung, für niedrige Renten und in der Folge auch für Frauenarmut. Eine Gesellschaft liegt schief, wenn ihr die Arbeit mit und am Menschen weniger wert ist als z.B. Arbeit mit und an Maschinen. Die hohen physischen und psychischen Anforderungen werden in diesen Berufen systematisch ausgeblendet und führen so zu einer geringeren Bewertung und in der Folge auch zur Altersarmut von Frauen.

Eine geschlechtsneutrale Neubewertung dieser Berufsfelder mit Einbeziehung der psychosozialen und physischen Belastung in die Bewertung, messbar mit dem Comporable Worth Index (CWI), ist dringend notwendig um die Lohnlücke zu schließen.

Dieser vergleicht Anforderungen und Belastungen in den einzelnen Berufszweigen und bildet den Einfluss des Geschlechts auf die Bezahlung ab. So können „frauentypische Berufe“, wie der der Altenpflegerin mit „männertypischen Berufen“, wie dem eines Elektromonteurs verglichen werden. Der durchschnittliche Lohn einer Altenpflegerin beträgt 2.293 € während ein Elektromonteur 2.633 € (www.lohnspiegel.de) erhält. Einen Sack Zement heben wird beispielsweise höher bewertet als im Altenheim Menschen heben (die meistens sehr viel schwerer sind als ein Sack Zement).

Politik und Gewerkschaften sind hier dringend in der Pflicht zu handeln. Die Corona Pandemie zeigt unserer Gesellschaft nun einen anderen Blick auf das was wirklich wichtig ist. Nutzen wir diese Chance und stellen die Weichen neu!

Datum: 22.02.2022

Autorin: Sigrid Gehl