Ein feierliches Gedenken und selbst ein Stück Erinnerungsarbeit: Mit einer Reihe von Veranstaltungen würdigte die Europastadt Saarlouis den 100. Geburtstag ihrer vor drei Jahren verstorbenen Ehrenbürgerin Esther Bejarano. Im Mittelpunkt stand dabei die Gedenkfeier in der Evangelischen Kirche Saarlouis.
Es war ein Abend, der das Leben und das unermüdliche Engagement von Esther Bejarano feierte. „Es ist mir wichtig, die Erinnerungsarbeit in Saarlouis fortzusetzen, an das Lebenswerk und an die Ideale von Esther Bejarano zu erinnern“, erklärt OB Marc Speicher anlässlich der Gedenkfeier in der Evangelischen Kirche Saarlouis. „Saarlouis steht ein gegen Antisemitismus, der Kampf gegen Antisemitismus ist unsere Pflicht, gleich, ob er von rechts oder von links kommt oder es sich um importierten Antisemitismus handelt.“
„Zeitlebens hat sich Esther Bejarano für Freiheit, für Menschlichkeit eingesetzt, für Werte, die für uns so wichtig sind“, hob Ricarda Kunger, Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar, hervor. „Ihr Ziel war es, die Erinnerung wachzuhalten und die Gefahren des Vergessens zu bekämpfen.“ Auch heute wieder würden Synagogen angegriffen, Menschen mit Kippa und Davidstern trauten sich oft nicht mehr auf die Straße. „Es liegt an uns als Gesellschaft zusammenzustehen und zu entscheiden, gegen solche Entwicklungen anzukämpfen.“ Dem schloss sich auch OB Speicher an: „Ich lade dazu ein, weiterzumachen im Kampf gegen Extremismus. Das erfordert Mut! Aber wir alle dürfen nicht dulden, dass es Extremismus in unserer Gesellschaft gibt.“
Für den Frauenhistorischen Arbeitskreis im Lokalen Bündnis für Familie Saarlouis, hielt Dr. Claudia Wiotte-Franz die Laudatio auf Esther Bejarano, erinnerte an die bewegenden Stationen ihres Lebens, ihre Besuche in Saarlouis, an die Bedeutung der Musik und ihre Ernennung als Ehrenbürgerin ihrer Geburtsstadt Saarlouis im Jahr 2014. „Mich begeistern ihr Mut, ihre Standhaftigkeit ihre Energie bis ins hohe Alter, damit die Menschen von den Gräuel der Nationalsozialisten erfahren“, sagte Wiotte-Franz und zitierte Bejarano mit ihren eigenen Worten: „Ihr sollt meine Stimme gegen das Vergessen sein, wenn wir nicht mehr da sind. Insbesondere die Jugend soll ein Sprachrohr gegen Antisemitismus und Faschismus sein. Ihr müsst unsere Geschichten weitertragen, ihr müsst uns eine Stimme geben.“
An der Gedenkfeier beteiligten sich auch Schülerinnen und Schüler der Martin-Luther-King Schule in Fraulautern. Sie setzten sich mit Leben und Werk von Esther Bejarano auseinander und formulierten in einem symbolischen Akt wichtige Inhalte sowie Wünsche rund um ihr Leben und die damit verbundene Erinnerungskultur. Die musikalische Gestaltung übernahm Nino Deda.
Der Feier voraus ging eine Gedenkminute am Esther-Bejarano-Platz vor der ehemaligen Synagoge in Saarlouis. In Erinnerung an die Saarlouiser Ehrenbürgerin legten OB Marc Speicher, Bürgermeister Carsten Quirin, Beigeordneter Gerald Purucker und Ricarda Kunger weiße Rosen nieder.