Im Hauptberuf ist Jean-Marie Balliet momentan noch Chefarzt für Notfallchirurgie im Hôpital Albert Schweitzer in Colmar. Noch, weil sein Ruhestand kurz bevorsteht – ein Ereignis, welchem Monsieur Balliet mit einem lachendem und einem weinenden Auge entgegensieht. Auch wenn ihm das Praktizieren sicherlich sehr fehlen wird, hat er bald deutlich mehr Zeit für sein zweites großes Steckenpferd: Die Festungsforschung und in seinem Fall untrennbar damit verknüpft, die Fotografie. In beiden Bereichen ist Jean-Marie Balliet ein europaweit anerkannter Fachmann. 98 seiner schönsten Festungs-Impressionen stellt er nun bis 14. April des nächsten Jahres im Städtischen Museum Saarlouis. Zur Vernissage kamen neben Oberbürgermeister Peter Demmer auch zahlreiche Weggefährten und Freunde des Franzosen.
Im Vaubansaal begrüßte der Saarlouiser Verwaltungschef die Gäste: „Am Vorabend des „Festungsforum Saarlouis“, einer international besetzten wissenschaftlichen Tagung , können wir hier im Museum eine Ausstellung eröffnen, die sich aus ganz besonderer Perspektive mit dem Thema beschäftigt. Zu sehen bekommen wir imposante Fotografien von unterschiedlichsten Festungswerken – aufgenommen von Jean-Marie Balliet, einem regelmäßigen Teilnehmer und Referenten des Festungsforums. Balliet verbindet in seinen Fotografien historischer Festungsanlagen, oft per Drohne aufgenommen, den wissenschaftlichen Blick des Forschers mit der ästhetischen Betrachtung des Künstlers. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf französischen Anlagen; gerne blickt er aber auch über die Landesgrenze seines Heimatlandes hinaus“, so Demmer.
Benedikt Loew, Leiter des Städtischen Museums führte anschließend in die Ausstellung seines Freundes ein. Er berichtete: „Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern als Jean-Marie mir während der Mittagspause beim Festungs-Forums 2017 ein paar Bilder auf seinem Tablett zeigte, die er tags zuvor, auf seiner Anreise nach Saarlouis, bei einem Zwischenstopp in Bitche aufgenommen hatte. Mit seiner Drohne hatte er die Zitadelle fotografiert und ich darf sagen, dass ich schwer beindruckt war. Zwei Jahre später, bei der nächsten Tagung hier in Saarlouis, präsentierte er mir viele weitere Aufnahmen von seinen Reisen. Hier wurde dann auch die Idee einer Ausstellung erstmals besprochen. Endgültig festgezurrt haben wir das Projekt dann im Februar 2020. Wenige Tage vor dem Ausbruch der Pandemie hatten wir uns in Colmar bei Jean-Marie zu Hause getroffen. Beste Grüße an dieser Stelle noch bitte an deine Frau und besten Dank auch noch einmal für das feine Mittagessen“.
„Diese Sonder-Ausstellung ist wohl eher etwas ungewöhnlich für das Städtische Museum Saarlouis. Sie ist keine klassische Ausstellung zu einem wissenschaftlich aufgearbeiteten historischen Thema - sie dient auf den ersten Blick nicht zur Vermittlung von Wissen. Das ist auch tatsächlich nicht ihr vorrangiges Ziel, wie es alleine auch schon aufgrund der reduzierten Bildbeschriftungen erkennbar ist. Sie werden keine weiterführenden Informationen zu den dargestellten Anlagen finden. Und dennoch hat die Ausstellung unseres Erachtens auch einen wissenschaftlichen Aspekt. Die Fotografie dient auch als Hilfsmittel der Wissenschaft – als Mittel zur Erforschung und als Mittel der Dokumentation und damit auch zur Vermittlung von Wissen“, sagte Loew weiter.
Das letzte Wort hatte Jean-Marie Balliet selbst. Er bedankte sich bei den Herren Demmer und Loew für die Möglichkeit, eine Auswahl aus seinen rund 180.000 Archiv-Aufnahmen zeigen zu dürfen. Er wolle schöne und eindrucksvolle Impressionen zeigen, die auch Lust machen, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen und solche Anlagen selbst zu erkunden.
Die Ausstellung ist noch bis 14. April 2024 zu den Öffnungszeiten des Städtischen Museums zu sehen. Der Eintritt ist frei.
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