Toleranz oder doch besser Respekt? Das war die Leitfrage der Podiumsdiskussion im Theater am Ring. Im Rahmen der ersten Saarlouiser Toleranztage gingen die Teilnehmer der Frage nach, wie widerstandsfähig die Gesellschaft gegen Rassismus ist. Auf dem Podium Platz nahmen Mo Asumang, Henri Juda und Mohamed Maïga, moderiert wurde die Veranstaltung von Peter König.
Es war die große Frage des Abends: Toleranz oder doch besser Respekt? Eine allgemeingültige Antwort gab es nicht – zum Glück! Denn statt ihrer folgte ein offener Diskurs, auch mit dem Publikum im Festsaal, über die Bedeutung hinter den Begriffen und ihre Wirkung auf die Menschen. Ist Respekt etwa Voraussetzung für ein gutes Miteinander? Hat er andererseits nicht vielleicht sogar schon etwas Hierarchisches? Sollte man als Mensch überhaupt angewiesen sein auf eine aktive Respektbekundung des Gegenübers – und damit auch ein Stückweit in ein zwischenmenschliches Machtverhältnis geraten? So ging es im Theater am Ring letztlich nicht bloß um Respekt und Toleranz, sondern auch um Akzeptanz, vor allem aber um Wertschätzung und ein Begegnen auf Augenhöhe.
Was es bedeutet, wenn eine solche Basis fehlt, das schilderten Eindrucksvoll die Podiumsteilnehmer mit ihren Erfahrungen. Da ist die Geschichte von Mo Asumang, die im Songtext einer Neonazi-Band namentlich erwähnt und mit dem Tode bedroht wurde. Eine Erfahrung, die ihren Weg bestimmte, sich aktiv mit dem Phänomen Rassismus auseinanderzusetzen und auch dort hinzugehen, wo andere Grenzen ziehen – etwa auf Neonazi-Demos oder zum amerikanischen Ku-Klux-Klan. Als Autorin und Filmemacherin hat sie diese Begegnungen eindrücklich aufbereitet. Oder die Geschichte von Mohamed Maïga, Vorsitzender des Vereins Ramesch, der seine Wohnung in Saarbrücken an einem Abend verließ, um vor der Tür eine Zigarette zu rauchen. Ohne Anlass geriet er in eine Kontrolle der Bundespolizei, die sich über eine halbe Stunde hinzog – einer der drei Beamten hatte dabei durchweg die Hand an der Waffe. Ob er sich eine solche Kontrolle als deutscher Staatsbürger gefallen lassen muss, will er juristisch prüfen lassen: Sein Weg durch die Instanzen begann 2017 und ist bis heute noch nicht abgeschlossen. Und dann war da die Geschichte von Henri Juda, NS-Zeitzeuge der zweiten Generation und Mitglied des Auschwitz-Komitees, der viele Familienmitglieder in den Konzentrationslagern der Nazis verlor. Die beklemmende Geschichte seiner Großmutter, die er selbst nie kennen lernte, stand dafür exemplarisch. In Luxemburg engagiert er sich für einen offenen gesellschaftlichen Umgang mit der eigenen Geschichte und Täterrollen während des Zweiten Weltkrieges.
Die Podiumsdiskussion war Teil der Saarlouiser Toleranztage und wurde durchgeführt durch das Kulturamt der Kreisstadt Saarlouis und seinen Einrichtungen in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Gymnasium. Am darauffolgenden Tag saßen Mo Asumang und Henri Juda noch einmal auf der Bühne im Festsaal des Theaters – diesmal vor rund 500 Schülerinnen und Schülern der drei Saarlouiser Gymnasien und dem ASG Dillingen.